Eindrücke von der FEG 2024 auf Rhodos 

Dieses Jahr fand die FEG vom 19. November bis 24. November auf Rhodos statt. Da ich zuvor noch nie in Griechenland gewesen bin dachte ich mir, das sei eine gute Gelegenheit dieses Land kennenzulernen. 

Aus der Erfahrung vom letzten Jahr, als die FEG in Portugal stattfand und ich zum ersten Mal an dieser jährlich stattfindenden Konferenz teilnahm, beschlossen wir – ja, mein Mann war wieder mit dabei – einen Tag vor dem offiziellen Ankunftstag anzukommen, um schon einmal einen Eindruck der Stadt zu erhalten. Aber schon bei der Buchung der Flüge mussten wir feststellen, dass es gar nicht so einfach ist, eine Hochburg des Tourismus außerhalb der Saison anzufliegen. Direktflüge von

Hamburg gab es nicht mehr im November, d. h. wir hatten einen Zwischenstopp in Athen bevor es weiter ging nach Rhodos. Und für den Rückflug gab es nur eine Maschine täglich von Rhodos aus, die um 6.25 morgens startet. Also hieß es, das Hotel um 4:30 mit einem Taxi, dass wir uns mit zwei anderen Guides geteilt haben, Richtung Flughafen zu verlassen. Netterweise gab es für jeden ein „breakfast basket“, da wir ja nicht mehr im Hotel frühstücken konnten. 

Aber ich sollte beim Anfang nicht schon an das Ende denken. In Rhodos angekommen mussten wir unsere Uhren eine Stunde vorstellen wegen der Zeitverschiebung. Bereits am Flughafen trafen wir die ersten Kollegen, die alle mit der gleichen Maschine aus Athen angekommen waren. Flugs wurden die Taxis belegt und die Kosten geteilt, da der nächste Bus erst in einer Stunde gefahren wäre. Der Flughafen liegt ca. eine halbe Autostunde vom Zentrum Rhodos entfernt in einem kleinen Ort namens „Paradisi“. Dieser wird seinem Namen alles andere als gerecht, wenn während der Touristensaison von April bis Ende Oktober/Anfang November ununterbrochen Flugzeuge ankommen bzw. starten, da es auf Rhodos keine Flugpause gibt wie z. B. in Hamburg. 

Ein Abendspaziergang bzw. eine erste Erkundung der Stadt war im warmen Licht der Straßenlaternen möglich, aber uns fiel sogleich das Pflaster auf, das an vielen Stellen aus kleinen, senkrecht gestellten weißen und schwarzen Kieselsteinen bestand, die in schönen Mustern verlegt waren. Wie wir später erfahren sollten, zeigten vor allem die wohlhabenden Rhodier auf diese Weise ihren Wohlstand. 

Während mein Mann am nächsten Tag die Stadt erkundete und bei angenehmen 20 Grad in der Ägais schwimmen ging – wir hatten Hamburg bei 2 Grad und Dauerregen verlassen – nahm ich am Tagesseminar „Tourism for all“ teil, geleitet vom FEG Trainer Adrien Bordrez. Von den angemeldeten 9 TN erschienen (mit mir) nur 6, aber es war eine nette, gemischte Gruppe mit Guides aus Schweden, Frankreich und Griechenland. Während der Vormittag viel Theorie beinhaltete, die durch Paararbeit und Ergebnissammlung im Plenum aufgelockert wurde, verging der Nachmittag wie im Fluge mit vielen praktischen Übungen, wie z. B. Beschreibungen von Orten und Sehenswürdigkeiten für Menschen mit eingeschränkter Sehfähigkeit. Während der Mittagspause hatten wir Gelegenheit, das warme Wetter und die Sonne zu genießen, da Adrien uns nicht nur zu einem kleinen Imbiss in der Nebenstraße unseres Hotels führte sondern mit uns zum Hafen ging und wir gleich eine Mini-Stadtführung erhielten. 

Am Abend begann dann für alle bis dahin eingetroffenen Tourguides die Eröffnungszeremonie im Rhodes City States Theatre mit Reden der FEG Vorsitzenden Efi Kalampoukidou, des Bürgermeisters von Rhodos, Antonis Kabourakis, der früher ebenfalls als Tourguide tätig gewesen ist, des Vorsitzenden des Weltgästeführerverbandes, Sebastian Frankenberger u. a. Danach folgte ein großer Chor, der griechische und rhodische Volkslieder mit Klavierbegleitung sang. Im Anschluss gab es eine Folkloregruppe in farbenprächtigen Trachten, die uns einige Volkstänze präsentierte. Danach ging es zum Büffet- Dinner und mir wurde bewusst, dass die Griechen genauso spät essen wie die Spanier also nicht vor 22 Uhr abends, eine Zeit, die mein Magen nicht gewöhnt ist. Aber ich hatte Hunger. 

In den folgenden Tagen ging es dann immer gegen 9 Uhr vom Platz vor dem Rathaus los mit zwei Reisebussen zu je 60 Personen. Wir waren ca. 120 Guides aus mehr als 20 Ländern einschließlich Ländern, die der FEG angeschlossen sind, wie z. B. Armenien, Finnland, Norwegen und Island. Wir waren in zwei Hotels in der Innenstadt untergebracht und hatten nur ein kurzes Stück zum Rathausplatz zu laufen. Die enge, einspurige Straße vor unserem Hotel hätte der Bus zu lange blockiert wenn er uns direkt am Hotel abgeholt hätte. Und so konnten wir immer noch einen Augenblick in der Sonne stehen und mit den Kollegen klönen bevor es losging.  

Zwischendurch gab es immer wieder Gelegenheit zu einem Austausch mit den Kollegen. So war es spannend, von Yasha aus Armenien Details aus dem Alltag dort zu hören. Als ich mich z. B. beklagte, dass der Espresso auf dem Berg Profitis Ilias (dritt höchster Berg auf Rhodos) – wir hatten zur Kaffeepause in dem im Schweizer Chalet-Stil gebauten Hotel angehalten – für griechische Verhältnisse ungewohnt teuer wäre meinte er, dass italienischer Kaffee in der Hauptstadt seines Landes 4-5 Euro kosten würde. Trinkt man aber den einheimischen, armenischen Kaffee kostet er deutlich weniger. Wir haben das in Rhodos mit dem griechischen Kaffee ausprobiert und es verhielt sich ebenso. Allerdings muss man bei dem griechischen Kaffee warten, bis er sich gesetzt hat und den letzten Rest, also den Kaffeesatz, in der Tasse lassen. 

Während ich also in der Schlange der Kaffeedurstigen stand (Guides aus zwei Bussen benötigten Koffein), ist mein Mann zur leider verfallenden Mussolini Villa hochgegangen. Von dort hatte er eine wundervolle Aussicht über die Insel. Das Gebäude war eigentlich für den italienischen Gouverneur der Insel, Graf Cesare de Vecchi, der von 1936-1943 auf der Insel regierte, als Sommersitz gebaut worden. Später sollte sie dann als Sommerresidenz für den faschistischen Diktator Mussolini dienen, aber dieser ist nie dort gewesen. Unser Guide Adrien hatte sich ausführlich mit der italienischen Besetzung der Insel und ihren Folgen beschäftigt und so erfuhren wir viele interessante Details. Die vielen verfallenden italienischen Stadtvillen stehen seit dem Ende des zweiten Weltkrieges überwiegend leer und können nicht alle wieder hergerichtet werden. Gebäude wie z. B. das Rathaus wurden zwar saniert, aber bei weiteren Behördengebäuden sind die Arbeiten noch nicht abgeschlossen. Aufgrund der schlechten Betonqualität verfallen die Gebäude nach ca. 50 Jahren. 

Die Woche auf Rhodos bescherte uns jeden Tag eine andere historische Städte: die Akropolis v. Rhodos, von Lindos, Ialyssos und Kámiros. Die Ruinen waren beeindruckend wenn man sich vorstellte, dass hier weit vor Christi Menschen gelebt und so etwas erbaut hatten. 

Es gab auch jeden Tag ein tolles Mittagessen, das jedoch den griechischen Geflogenheiten folgend meistens erst gegen 15 Uhr stattfand. Das Abendessen ist dann entsprechend spät abends. Meistens waren wir in Tavernen in kleinen Dörfern und es ging laut und fröhlich zu. Um die 10 Personen saßen jeweils an langen Tischen und teilten sich die meistens in rascher Folge kommenden Vorspeisen, die so lecker waren, dass ich meistens schon satt war, wenn der Hauptgang kam. Die griechische Küche ist sehr fleischlastig, aber als Vegetarierin bekam ich häufig Mousaka ohne Hack, ein Gemüseauflauf mit Käse überbacken, der immer wieder anders zubereitet wurde und sehr lecker war. Mein Mann hatte erwartet, dass es Ziegenfleich geben würde, denn auf der Insel leben mehr Ziegen als Menschen und manchmal musste der Bus auch anhalten, um die Ziegen auf der Straße vorbei zu lassen. Aber dem war nicht so. Neben den Ziegen sind streunende Katzen die Tiere, die wir am häufigsten gesehen haben. Allerdings sahen die meisten Katzen gut genährt aus, denn sie werden von den Rhodiern gefüttert. 

Sehr ungewohnt war für uns, dass wir auf den Toiletten das Klopapier nicht in die Toilette werfen sollten sondern in einen daneben stehenden Behälter. Angeblich ist der Durchmesser der Abwasserrohre zu gering, um das Papier auch noch durch zu lassen. Nur im Hotel befand sich kein derartiges Hinweisschild. Anscheinend hatte man dort beim Bau ein anderes Maß angewandt.

Die Nachmittage waren meistens frei. Am Mittwoch fanden dann noch zwei Halbtagsseminare statt zu den Themen „Sustainable tourism“ und „Unesco Heritage“.  Beim Besuch im Bienenmuseum konnten wir sehen, wie die griechische Spezialität „Melekouni“  aus Honig, Sesam, Mandeln, etwas Zimt und Muskatnuss sowie geriebener Orangenschale zubereitet wird und am Ende durften alle ein Stück probieren. Sehr lecker! Das weiche und etwas zähe Melekouni dient als

Energieriegel für jede Tageszeit. Im Museum haben wir nicht nur viel über die Bienen gelernt sondern hatten auch die Gelegenheit, uns mit Honigspezialitäten und Produkten aus Honig einzudecken. 

Am nächsten Tag ging es nach der Akropolis zu einer Weinverkostung bevor es zum Essen ging. Interessanter als die angebotenen Weine fand ich den Ouzo mit Kaffeegeschmack und wir haben eine Flasche mitgenommen. Unser letzter Ausflug war eine zweistündige Exkursion ins archäologische Museum von Rhodos bevor es mittags dann ein Abschiedsbuffet gab. Diese Führung im Museum, das im Mittelalter das Hospital der Ordensritter gewesen ist, war einfach genial! Es wurden die Highlights gezeigt aber mit so logischen und einleuchtenden Erläuterungen bzw.

Interpretationen, dass man beim Schweifen lassen des Blicks über Statuen, Mosaiken, Vasen und Grabplatten vieles selber erkennen konnte. Besonders beeindruckend fand ich die lebensgroße Grabplatte, auf der die erwachsene Tochter mit einem Fuß im Diesseits stand während die Mutter aber bereits mit einem Fuß im Jenseits war. Auch hier war die Kleidung sehr präzise dargestellt, mit den Knöpfen, die die Ärmel zusammenhielten und dem wollenen Umhang über Kopf und Schultern. Da ich mich bisher nicht eingehender mit der griechischen Antike beschäftigt hatte (außer Grundkenntnissen in der Mythologie) war das alles für mich sehr faszinierend. 

Insgesamt war diese Woche ein tolle Erfahrung auch gerade was das Kennenlernen von anderen Kulturen angeht und wir haben uns entsprechend bei den griechischen Kollegen und Kolleginnen bedankt, die uns ehrenamtlich geführt hatten und ihre wohlverdiente Winterpause wegen uns erst später antreten konnten. Schön war es auch, dass wir fast jeden Tag einen anderen Guide hatten, denn jeder legte wieder andere Schwerpunkte. Pro Bus gab es einen Guide, der uns dann auf den historischen Flächen mit einem Bluetooth Whisper System geführt hatte. Im Freiland konnte man den Guide immer sehen, schwierig wurde es jedoch in geschlossenen Räumen wie z. B. dem Großmeisterpalast, wenn man noch ein oder zwei Räume hinterherhing. 

Der Aufenthalt endete noch mit zwei schönen Veranstaltungen: einem Galaabend in einer Taverne in der Altstadt mit einer Tombola, zu der viele der Gästeführer Kleinigkeiten aus ihrem Land beigesteuert hatten und einem Abschiedsbuffet zur

Mittagszeit am Sonntag. Wir haben dann bei sehr windigem Wetter und eher frischen Temperaturen Abschied genommen von der Insel bevor es gefühlt mitten in der Nacht zum Flughafen ging. 

Wir freuen uns jetzt schon auf ein Wiedersehen in Schweden in 2025 mit  Alex und Sergio aus Schottland, Regina aus Postdam, Nicole aus Irland, Yasha aus Armenien, Rosaria aus Spanien um nur einige zu nennen!!!

Hamburg, im Dezember 2024

Dr. Stefanie Winther